
Dieses antike Richard-Wagner-Klavier (Seriennummer 9838) wurde in unserer Klavierwerkstatt PIANOHOF vollständig überarbeitet. Die Fotocollage zeigt das Instrument vor und nach der Restaurierung: links der verbrauchte Zustand, rechts das spielbereite Klavier nach kompletter Durchsicht.
Der genaue Hersteller ist nicht bekannt. Der Namenszug „Richard Wagner“ findet sich auf verschiedenen Klavieren dieser Zeit und verweist eher auf die musikalische Richtung als auf eine bestimmte Firma. Entscheidend ist hier das konkrete Instrument: ein hohes Upright mit langen Saiten und großem Resonanzboden, gebaut für kräftigen, tragenden Klang.
Das Gehäuse besteht aus Wurzelholz und Nussbaum. Viele geschnitzte Holzdetails, Baluster und Zierleisten prägen die Front. Im Laufe der Zeit kamen zusätzliche Gravuren und dekorative Elemente hinzu, die wir erhalten und mit in die Überarbeitung einbezogen haben.
Die Oberfläche wurde komplett abgezogen, ausgebessert und anschließend mit klassischer Schellack-Politur von Hand neu aufgebaut. Mehrere Schichten, dazwischen Zwischenschliff, zum Schluss Auspolitur – so erhält das Wurzelholz wieder Tiefe und einen ruhigen Glanz. Kanten, Furnierschäden und Ausbrüche wurden verleimt, ergänzt und sauber nachgearbeitet.
Die doppelten Messingdetails am Klavier – Zierleisten, Beschläge und weitere Applikationen – wurden abgenommen, gereinigt und poliert. Ziel war kein „Neuteil-Effekt“, sondern ein gleichmäßiges, sauberes Erscheinungsbild, passend zum Alter des Instruments.
Die Messing-Leuchter waren an mehreren Stellen gebrochen und verzogen. Sie wurden verlötet, gerichtet und anschließend poliert. Auf den Fotos ist der Unterschied klar zu sehen: vorher schief und beschädigt, nach der Arbeit wieder stabil und gerade montiert.
Die weißen Tastenbeläge aus Elfenbein wurden gereinigt, schonend aufgehellt und fein poliert. Risse, offene Fugen und lose Beläge haben wir gesichert oder korrigiert. Die schwarzen Tasten wurden mitbehandelt, damit Anschlag und Optik über die ganze Klaviatur einheitlich sind.
Im Inneren erhielt die Mechanik eine vollständige Regulierung. Filzteile, die nicht mehr funktionstüchtig waren, wurden ersetzt (z. B. Dämpferfilz, Auflagen, diverse Reibstellen). Spiel, Auslösung, Fangkraft und Tastentiefe wurden so eingestellt, dass das Klavier kontrolliert und geräuscharm spielt.
Die Besaitung wurde komplett erneuert. Das Klavier bekam neue Wirbel und neue Saiten, damit eine stabile Stimmung möglich ist. In der Praxis bedeutet das: das Instrument lässt sich wieder auf normaler Tonhöhe halten, die Stimmarbeit bleibt nicht an ausgeleierten Wirbeln oder ermüdeten Saiten hängen.
Der Gussrahmen wurde gereinigt und neu lackiert. So ist er optisch wieder in Ordnung und vor weiterer Korrosion geschützt. Neue Dämpfer sorgen dafür, dass die Töne gleichmäßig ausklingen und zuverlässig abgedämpft werden.
Als hohes Klavier mit langen Saiten und großem Resonanzboden liefert dieses Richard-Wagner-Upright einen vollen, raumfüllenden Klang. Der Bass klingt für ein aufrechtes Klavier kräftig und tief, die Mittellage bleibt klar, der Diskant trägt gut. Nach der Restaurierung spricht das Instrument gleichmäßig an und reagiert feinfühlig auf den Anschlag.