
Klavierrestaurierung Berlin und Schellack Politur: Das hier gezeigte aufrechte Klavier von Pfeiffer entstand um 1910. Die Marke wurde 1862 von Joseph Anton Pfeiffer in Stuttgart gegründet; ab 1912 trat die Firma als Carl A. Pfeiffer auf. Bis heute wird in kleiner Serie handwerklich gebaut. Diese Historie erklärt den Ruf der Instrumente.
Pfeiffer gilt im Fachhandel als Hersteller der oberen Klasse: geringe Stückzahlen, eigengefertigt, langlebig und stimmhaltig – typisch für Premiumklaviere aus Süddeutschland. Auch aktuelle Händlerbeschreibungen und Verbandsseiten ordnen Pfeiffer entsprechend ein.
Die Fotocollage dokumentiert links den Zustand vor der Restaurierung in unserer Werkstatt und rechts das Ergebnis nach der Aufarbeitung im Laden. Sichtbar sind das gesamte Gehäuse sowie ein Detail am Tastaturrahmen – jeweils „vorher/nachher“. Die Oberfläche ist schwarz, klassisch mit Schellack aufgebaut und von Hand bis Hochglanz auspoliert.
Das Gehäuse besitzt profilierte Seitenlisenen mit Balustern und kleinen Kapitellen – ein beliebtes Motiv um 1900. Wir haben die Formteile zerkratzerfrei ausgeschliffen, Kanten gefasst und im Polieraufbau mitgeführt. Dadurch zeichnen die Profile wieder klar, die Lichtkanten wirken gleichmäßig.
Die weißen Beläge bestehen aus historischem Elfenbein. Im Detailbild „vorher/nachher“ sieht man gereinigte Fronten, nachgeleimte Stöße und einen homogen eingebundenen Tastaturrahmen. Die Maßnahmen erfolgten substanzschonend: Reinigung, punktuelle Retusche, anschließende Einbindung in den Schellack.
Auf einem Foto erscheint eine florale Intarsie – ein Zweig mit kleinen Vögeln. Die Einlagen bestehen aus Perlmutt (Nacre). Wir haben sie gereinigt, minimal plan geschliffen und die Umgebung fein retuschiert, damit die schuppenartige Reflexion unter dem neuen Polierglanz sauber steht.
Schellackaufbau mit dem Ballen in mehreren Durchgängen, Zwischenschliffe bis in den Feinstbereich, danach Auspolieren per Hand. Diese Technik bleibt reparaturfähig, erhält die Porenzeichnung und vermeidet die starre Spiegelung moderner Kunstharzsysteme. Das Ergebnis sieht man in der gleichmäßigen Reflexion ohne „Orangenhaut“.
Für ein Exemplar um 1910 ist sowohl „J. A. Pfeiffer, Stuttgart“ (bis 1912) als auch der Übergang zur Bezeichnung „Carl A. Pfeiffer“ plausibel. Die Firmenchronik belegt Gründung, Umbenennung und den traditionell handwerklichen Fertigungsansatz.